Langbogen
Mit dem Beginn des Hundertjährigen Krieges (1337 - 1453) rückte eine Waffe in das Bewußtsein des kontinentalen Europas, welche bis dahin kaum Beachtung gefunden hatte. Der Siegeszug des englischen Langbogens begann. Der englische Langbogen war aus Eibenholz gefertigt. Eibenholz hat dunkles Kernholz und helles Splintholz. Daher ist es gut für den Bogenbau geeignet. Die Innenseite kann gut Druckkräfte aufnehmen, die Außenseite ist sehr zäh und verträgt damit gut Zugkräfte.
Nach seiner gewachsenen Bedeutung im Krieg wurde der Bogenbau im Mittelalter zu einer richtigen Industrie. Bogenstäbe aus ganz Europa vorzugsweise aus Spanien und Italien wurde nach England importiert. Dort wurden tausende Bogenstäbe und Sehnen und Millionen von Pfeilen gebraucht. Dies konnte nur noch arbeitsteilig bewerkstelligt werden.
Eigene Berufe bildeten sich heraus: Der Fletcher (Pfeilmacher) der Arrowsmith (Pfeilspitzenschmied) der Stringer (Sehnenmacher) und natürlich der Bowyer, der eigentliche Bogenmacher.
Söhnke Raimann arbeitet im Freilichtmuseum Oerlinghausen und ist Bogenbauer. Im Rahmen der experimentellen Archäologie hat er sich mit vielen verschieden Bögen von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter beschäftigt. Für den Film zeigt er den Bogenbau mit den Werkzeugen des 14. und 15. Jahrhunderts.
Die Arbeit beginnt mit dem Eibenholzspaltling, der durch Axt, Hobel und Schabhobel seine Form erhält. Ohne Sehne kann es dann nicht weitergehen. Sie wird gebraucht, um den Bogen zu tillern und fertig zu stellen. Als Tillern bezeichnet man den Arbeitsschritt, bei dem der Bogen seine endgültige Form bekommt. Hier ist ganz stark das Gefühl des Bogenbauers gefordert. Vergleichbar einem Musiker, der sein Instrument stimmt, muß er an den Stellen nacharbeiten, die sich beim Auszug noch nicht gleichmäßig biegen. Mit einem Messer schabt er ganz vorsichtig Holz weg um den Bogen an den entsprechenden Stellen geschmeidiger zu machen.
Wenn der Bogen und die Sehne fertig sind, werden die Pfeile gemacht. Ein Holzstab wird zugerichtet und mit Graugansfedern befiedert.
Den Abschluß bildet die Beobachtung von Schmiedemeister Alfred Bullermann. Er zeigt, wie Pfeilspitzen geschmiedet werden.
Wenn die Pfeilspitzen mit Birkenpech an den Schaft geklebt sind, dann kann Söhnke Raimann in der weiten Landschaft der Bielefelder Senne am Ende des Filmes zum ersten Mal mit dem neuen Bogen schießen.